Winzer im Fokus
1. Slowenien und Wein ist für dich …?
Maria: … eine wilde Romanze.
Michael: In der Grenznähe zur Steiermark sind Sloweniens Landschaft, der Brauchtum und der dort lebende Menschenschlag bekannte Gegebenheiten für uns. Denn sie ähneln den steirischen Gepflogenheiten sehr. Unser sprachliches Verständnis ist noch ausbaufähig, aber wir geben unser Bestes diesen Missstand aufzuholen. In puncto Wein gibt mir Slowenien die Möglichkeit, in Haloze, wo wir hauptsächlich tätig sind, brachgelegenes unglaublich tiefgründiges Terroir wieder zu beleben. Dieses Land kann man jeden Tag in seiner ganzen Vielfalt neu entdecken, was man in den großen Fortschritten in der Weinszene als auch in der Tourismusbranche gut beobachten kann.
2. Wie werden slowenische Weine international wahrgenommen?
Maria: Im deutschsprachigen Raum spürt man des Öfteren noch eine gewisse Hemmschwelle gegenüber slowenischen Weinen – vor allem bezüglich des Themas, was man bereit ist, für eine Flasche auszugeben. Dagegen erfreut sich slowenischer Wein außerhalb des deutschsprachigen Raums (vor allem in Asien und Übersee) einer großen Bekanntheit und Beliebtheit. Das ist zumindest unsere persönliche Wahrnehmung. In den skandinavischen Ländern beginnt das Interesse an slowenischem Wein gerade Wurzeln zu fassen.
3. Ist Furmint der neue Superstar?
Maria: Für uns persönlich schon. Spaß beiseite: Die Stärke des Furmints ist, dass er Terroir (Herkunft) ungeschönt vermitteln kann.
Michael: Ich sehe Furmint, aus der Geschichte heraus betrachtet, als ehemalige Leitsorte für die Gebiete Slowakei, Ungarn, östliches Österreich und nördliches Slowenien (Stajerska Slovenija) und glaube, dass sie wieder auf dem Weg dorthin ist – ähnlich dem Blaufränkisch im roten Weinsegment.
4. Der bevorzugte Boden deiner Wahl ist … und warum?
Michael: In Haloze haben wir ausschließlich kalkreichen Tonmergel (Opok), daher ist meine Antwort hier einfach. Dieser Bodentyp verschafft Dichte, Länge und Würze am Gaumen und das mit geringem Alkoholanteil im Wein. Wenn ich einen zweiten Boden aussuchen dürfte, dann würde ich mich für einen Kalkboden entscheiden – wegen der Eleganz und Feingliedrigkeit, die durch diesen Boden in den Wein gelangen.
5. Welche Art der Bewirtschaftung hast du für dich persönlich als die „richtige“ erkannt?
Maria und Michael: Seit 2014 bewirtschaften wir unsere Weingärten nach biologischen Richtlinien, seit einem Jahr sind wir im Zertifizierungsprozess für biodynamische Bewirtschaftung. Gedanklich setzen wir uns auch mit Permakultur auseinander. Der viel verwendete Begriff „Biodiversität“ spielt eine wichtige Rolle, um den Erhalt einer Artenvielfalt für Tiere und Pflanzen gewährleisten zu können. In Haloze sind die Anlagen terrassiert und nur 2000 Stöcke pro Hektar möglich – der Durchschnitt pro Hektar auf nicht terrassierten Anlagen beträgt zwischen 4000 bis 8000 Rebstöcke. Die Böschungen zwischen den einzelnen Terrassen eignen sich perfekt als Rückzugsmöglichkeit für die Tier- und Pflanzenwelt, da wir diese Böschungen nur 1-mal pro Jahr (nach der Ernte) mähen. Harmonie und Balance sind zentrale Begriffe in unserem gesamten Tun.