Weingut Familie Reinisch

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Am Weingut Familie Reinisch arbeitet die 4. mit der 5. Generation Seite an Seite. Insgesamt 37 Hektar Weingärten teilen sich auf Tattendorf (2/3) und Gumpoldskirchen (1/3) auf, wobei der Schwerpunkt des Sortiments bei den Orts- und Riedenweinen liegt. Eleganz, Balance und das Herausarbeiten der Orts- und Lagencharakteristik sind dabei die primären Anliegen. Seit dem Jahrgang 2013 sind alle Weine biologisch zertifiziert. Nachhaltigkeit wird auch jenseits der Arbeit im Weingarten großgeschrieben (u.a. Leichtglasflaschen, eigene Stromerzeugung, Tier- & Bienenhaltung). Seit 2022 ist das Weingut außerdem Mitglied der Traditionsweingüter Österreich.

Familie Reinisch  © Johanneshof Reinisch
Der Johanneshof Reinisch © Weingut Familie Reinisch
Der Weinkeller © Johannes Pawloff

Winzer im Fokus

1. Die Thermenregion ist für dich …?

Michael Reinisch: … Heimat. Sie ist im Jahr 1987 aus den Regionen Gumpoldskirchen und Bad Vöslau entstanden und im Laufe der Zeit zu einer Einheit geworden.


2. Wie schwierig ist es drei Brüder auf einen Nenner zu bringen?

M. R.: Wir haben ein gemeinsames Motto: „Eine Familie. Ein Ziel: Feiner Wein.“
Wir ergänzen uns wunderbar und jeder hat seinen primären Aufgabenbereich: Johannes ist für den Keller zuständig, Christian zeichnet sich für die Weingärten verantwortlich und ich bin im Büro, Verkauf und Export. Und zum Glück gibt es immer intensive, befruchtende Diskussionen.


3. Der Schritt zum „Thermenregion DAC“ ist ein großer Meilenstein, wohin führt es das Gebiet?

M. R.: Die Dreistufigkeit im Thermenregion DAC (Riedenwein, Ortswein und Gebietswein) ist klar verständlich und bringt mit der Fokussierung auf die Leitsorten der Region einen weiteren Schritt zu einem klaren Profil.


4. Wird die Thermenregion (noch) unter ihrem Wert verkauft?

M. R.: Unsere Region ist sicherlich eine Region, in der die hohe Qualität, die man bekommt, leistbar ist. Ja die Thermenregion wird unter ihrem Wert verkauft. Wir merken einen großartigen Motivationsschub bei unseren Winzerkollegen in der Region und viel Energie, die in die Sorten Zierfandler, Rotgipfler und St. Laurent gesteckt wird. Hier wird sich in den nächsten Jahren viel bewegen.


5. Was ist für dich wichtiger Rotgipfler oder Chardonnay?

M. R.: Rotgipfler ist eine einzigartige Rebsorte Sorte, die es nur bei uns in der Thermenregion gibt, und wir sind stolz darauf, damit arbeiten zu dürfen. Vor ca. 20 Jahren sind von den ältesten Weingärten, die es vom Rotgipfler gibt, die schönsten Stöcke markiert worden und davon ein Mutterweingarten für die jungen Rotgipfler-Weingärten angelegt worden. Das war sehr wichtig, um die vielschichtige DNA auch für die nächsten Generationen zu erhalten. Es sind Reben mit lockerbeerigen, kleinbeerigen Trauben selektioniert worden.
 

6. Was ist deine Lieblingsrebsorte, die nicht in der Thermenregion heimisch ist?

M. R.: Riesling, weil die vielschichtigen Aromen, egal ob jung oder alt, unglaublich sind. Der Alkohol ist meistens moderat und, egal ob trocken oder mit ein bisschen Restzucker, der Riesling ist als Speisenbegleiter perfekt einsetzbar. Die hohe Säure hält die Spannung am Gaumen bis ins Unendliche. 


7. Was werden die Herausforderungen für die nächste Winzergeneration sein?

M. R.: Zukünftig wird es bestimmt noch wichtiger werden, im Weingarten auf die klimatischen Veränderungen einzugehen, um trotz physiologischer Reife der Trauben keinen zu hohen Zuckergehalt zu bekommen. Höhere Weinbergslagen oder nach Norden ausgerichtete Weingärten sind hier bestimmt vorzuziehen. Auch die Laubwände werden eher wieder niedriger. Ein Rebstock nimmt ca. 200 Watt am Tag an Energie von der Sonne auf, die er an die Trauben weitergibt. Je mehr Blätter umso mehr Zucker.


8. Hat sich der Geschmack der Konsumenten in den letzten Jahren verändert und wie stark kann ein Winzer, eine Winzerin diesen Geschmack prägen?

M. R.: Ja, der Geschmack hat sich definitiv verändert. Wir merken, dass der Konsument wieder vermehrt auf den Alkohol schaut und Weine mit weniger Alkohol gesucht werden. Frische, Eleganz und Weine, die den Gaumen nicht müde machen, sind gefragt. Die Weine werden wieder jünger getrunken. Der Konsument ist auch bereit, Neues zu probieren und sich überraschen zu lassen.


9. Wodurch zeichnet sich eine gute Weinkarte in einem Restaurant aus?

M. R.: Für uns ist immer besonders erfreulich, wenn Weinkarten abseits des Mainstreams gestaltet werden und der Sommelier auch die eine oder andere Überraschung in die Weinkarte einbindet. Ebenso finden wir eine entsprechende Jahrgangstiefe sehr spannend. Die Weinwelt ist so vielfältig, da gibt es immer was Neues zu Entdecken.


10. Gibt es eine Region (außer der eigenen Weinbauregion), mit der du dich verbunden fühlst?

M. R.: Burgund natürlich. Die Sorten Pinot Noir und Chardonnay können den Charakter der unterschiedlichen Böden sehr gut transportieren. Durch die Kleinteiligkeit der Parzellen und die hohe Vielfalt der burgundischen Betriebe, gibt es immer wieder tolle neue Weine zu entdecken. Die Burgundersorten sind sowohl in ihrer Jugend als auch mit Reife großartig zu genießen. Wir lieben es, wenn sich der Wein im Glas entwickelt und bei jedem Schluck eine andere Fassette zeigt. Kühler serviert in einem großen Glas und wir sind im 7. Himmel.
 
Unsere Region ist sicherlich eine Region, in der die hohe Qualität, die man bekommt, leistbar ist. Ja die Thermenregion wird unter ihrem Wert verkauft. Wir merken einen großartigen Motivationsschub bei unseren Winzerkollegen in der Region und viel Energie, die in die Sorten Zierfandler, Rotgipfler und St. Laurent gesteckt wird. Hier wird sich in den nächsten Jahren viel bewegen.

Michael Reinisch
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