Château Pontet-Canet

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Geht man nach der über 160 Jahre alten Einstufung dieses Weingutes sind wir papiertechnisch auf dem Level eins fünften Gewächses. Geht man von den letzten Jahrgängen und deren Qualität aus, sind wir ganz locker bei den „Super Seconds“ dabei. Als erstes der Top-Weingüter aus Bordeaux hat Château Pontet-Canet Anfang des Jahrtausends auf Bio umgestellt. Bitte hier zu bedenken, dass wir über ein feucht-warmes maritimes Klima reden. Das Château ist bereits seit 2010 zertifiziert, dies wurde jedoch anfangs bewusst nicht kommuniziert, da man einerseits in keine „Ecke“ gedrängt werden wollte und andererseits die Zeit nutzte, um Erfahrungen zu sammeln.Die Familie Tesseron, in deren Händen sich das Weingut seit 1975 befindet, hat hier eine absolute Vorreiterrolle übernommen. Die Tesserons sind seit den letzten 300 Jahren erst die dritte Familie, die dieses Château ihr Eigen nennen darf, was ebenso eine Rarität in Bordeaux darstellt. Bordeaux ist mit 125.000 Hektar an sich relativ groß, Pauillac, am linken Ufer der Gironde gelegen, erstreckt sich dagegen etwa nur über 1.200 Hektar. Zum Vergleich: Die Wachau umfasst ganze 1.345 Hektar. Pauillac ist der direkte Nachbar zu St.-Estèphe im Norden und St.-Julien im Süden und ist die Ecke in Bordeaux, in welcher drei der fünf ersten Gewächse liegen.

Mit knapp 81 Hektar Rebfläche gehört Château Pontet-Canet schon zu den größeren Kalibern in Pauillac sofern man bedenkt, dass es 115 verschiedene „Châteaus“ hier gibt. Einige davon füllen aber nicht selber, sondern verkaufen ihre Trauben weiter. Die 81 Hektar verteilen sich auf zwei verschieden große Blöcke, welche weiters in 92 unterschiedliche Parzellen separiert sind. Die Rebflächen sind zu 62 % mit Cabernet Sauvignon bepflanzt, die „Superstar“ Rebsorte in Pauillac. Die weiteren Player sind Cabernet Franc 4 %, Merlot mit 32 % und Petit Verdot mit knapp 2 % der Fläche. Pro Hektar stehen 9.500 Stöcke auf dem berühmten Kiesboden, welcher mit Ton und Kalk durchzogen ist, in nachbarlicher Gemeinschaft zu Mouton-Rothschild. Alfred Tesseron, der mit dem Jahrgang 1994 die Leitung des Weinguts übernahm, sieht sich, genauso wenig wie sein Team, nicht als „Weinmacher“, sondern als Traubenbauer. Die Erfolge, welche Château Pontet-Canet verzeichnen konnte, kommen von den Anstrengungen im Weingarten und dessen Bearbeitung und nicht vom Weinmachen im Keller. Einen großen Anteil am Erfolg hat auch Jean-Michel Comme als technischer Direktor des Weinguts, der seit 1989 für Château Pontet-Canet 1989 tätig ist. Er ist wesentlich am sensationellen Aufstieg beteiligt und war bei der Umstellung und Vorbereitung der Weingärten auf Biodynamik federführend. Im Jahre 2004 wurde eine kleine Parzelle Merlot auserkoren, um die neue biodynamische Philosophie zu testen und die Veränderungen zu dokumentieren. Der Test verlief höchstwahrscheinlich grandios, ansonsten wäre nicht die komplette!! Weinanbaufläche im Jahre 2005 umgestellt worden. Der schwierige Jahrgang 2007 war der letzte, der nicht zu 100 % biologisch hergestellt wurde. Gleichzeitig läutete dieser Jahrgang endgültig das Ende des chemischen Einflusses ein.

Von Alfred Tesseron und Jean-Michel wurden auch Pferde – Postier Breton’s – auf Château Pontet-Canet eingeführt, um eine Bodenverdichtung zu vermeiden und dadurch eine bessere Belüftung der Böden zu erzielen. Die ersten fünf horchten auf die klingenden Namen Reine, Surprise, Turbo, Ulysses und Universe. Seit 2017 werden alle Trauben mit Hand entrappt und seit längerem schon in Sieben-Kilo-Kisten eingesammelt. Der durchschnittliche Ertrag liegt bei winzigen 35 Hektoliter per Hektar und die Stöcke sind im Durchschnitt 45 Jahre alt. Sehr viele andere Châteaus gehen den Weg der Technologisierung, Pontet-Canet dagegen hat im positiven Sinn eher den Rückwärtsgang eingelegt. So werden keinerlei Entscheidungen von Computern getroffen, sei es bei den Gärungsprozessen oder Erntezeitpunkten.

Die Vergärung findet im 2005 neugebauten Keller statt, wobei die Weine zum Teil in neuen Holzfässern, älteren, größeren Fässern und Betoneiern für circa 16 bis 20 Monate reifen. Die Trauben werden im ersten Stock angeliefert, um die Gravitation zu nützen und sich somit Pumpvorgänge zu sparen. Man sieht alles in allem eine kleine Art der „Götterdämmerung“, welche hier in Bordeaux initiiert wurde, denn langsam ziehen auch die anderen Weingüter nach. Um nur zwei Beispiele zu nennen sind zum Beispiel Château Palmer als auch Château Latour seit 2018 Bio zertifiziert.

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